Die Graetzin 915

Teil 2

Ja, wieder die Bucht. Wo findet man solche Lampen, wenn nicht in der Bucht. Und in der Tat wurde ich tatsächlich drei Tage später fündig, in Adelaide!!! Wo zum Teufel liegt jetzt Adelaide? Richtig! In Süd-Australien!!!! Da sitze ich hier in Berlin, wenige Kilometer vom Geburtsort der Lampe entfernt, und finde das gute Stück am anderen Ende der Welt!!! Luftlinier, laut Gockel 15318 Km!!!

Ja, egal jetzt, wie nun weiter? Kaufen oder nicht kaufen, das ist hier die Frage. Die Bilder in der Beschreibung sahen vielversprechend aus.

Zum vergrößern anklicken.

Auf den ersten, zweiten UND dritten Blick halbwegs komplett, etwas verdreckt, aber doch augenscheinlich in gutem Zustand.

Allerdings war der Kaufpreis, oder besser die Wunschvorstellung jenseits von Gut und Böse. Erst Recht, wo ich doch noch mit imensen Versand und Zollgebühren rechnen musste. Letztendlich wäre es mir zu teuer gekommen. Aber der Anbieter hatte die Möglichkeit gegeben, ein Angebot zu unterbreiten. Naja, abgebrüht, wie ich bin, bin ich gleich aufs Ganze gegangen, und hab als Angebot erstmal den halben Kaufpreis gewählt. Sichtlich überrascht, ja fast erschrocken war ich, als das Angebot tatsächlich angenommen wurde!!

Ja, was nun, jetzt hast am anderen Ende der Welt deine Kohle ausgegeben, und weist wieder nicht, obs n Griff ins Klo war. Egal, das Ding ist jetzt gelaufen. Harren wir der Dinge...

Keine 10 Tage später stand der Paketbote in der Tür mit eine Nachname-Sendung. 23,-€ Zollgebühr! Das ging ja schnell! Eine Alkoholikerin ist nach einer Weltumrundung wieder in der Heimat!

Zwischenzeitlich hatte ich Kontakt zu Roland Loos (www.vergaserlampen.de) aufgenommen, den dieser besitzt auch eine dieser Lampen und betreibt sie sogar. Seine Aussage war,..."Bevor du an dem Ding rum bastelst, steck sie erstmal an!"

Also befolgte ich seinen Rat, nahm die Lampe aus der Kiste, Mischkammer und Mundstück angeschraubt, nen Glühstrumpf auf nen Magnesiaring gezogen, Spritt rein, und angefackelt. Und wie solls bei einem damals, für die Ewigkeit gebauten Produkt aus Deutscher Quallitätsarbeit auch anders sein... Das Teil lämpelte beim ersten Versuch!!!

Jetzt wurde es Zeit, erstmal den gut 100 Jahre alten Dreck runter zu bekommen. Also habe ich auch diese Lampe komplett zerlegt, das Emaille in warmer Seifenlauge eingelegt und geschrubbt, Das Messing wieder blank gemacht, den Vergaser gereinigt usw. usf... Beim Zerlegen haben sich dann einige Bleidichtungen in Wohlgefallen aufgelöst. Da kam mir wieder das alte Spielchen von Sylvester in Gedanken.... Bleigießen. Also vom Schrott nen bissl Blei besorgt, heiß gemacht und ausgekippt. Aus dem Bleiklecks hab ich dann einfach neue Dichtungen ausgeschnitten. Passt!!! Der Tank der Lampe hatte doch die eine oder andere größere Roststelle. Mit der Drahtbürste wollte ich nicht ran, also wieder zur Elektrolyse gegriffen. Nachteil: Dabei löst sich auch der Lack ab! Aber auf einem sauberen Blechtank lässt sich viel besser aufbauen, deshalb lass ich den später lieber wieder neu lackieren.

Bleibt noch das Problem mit den fehlenden Gläsern. Man bekommt zwar in einigen Internetshops passende Glasglocken. Aber die laufen unten spitz zu, und haben ein Loch. Bilder von Originallampen zeigten, das diese Lampe eine runde, unten geschlossene Glasglocke hatten. Weiterhin fehlte der Zugzylinder. Von meinen anderen Graetzinlichtern hatte ich alle im Internet erhältlichen Größen auf Lager. Leider war auch das größte Glas noch zu klein. Damit bleibt eigentlich nurnoch eine Option übrig. Die Gläser nach den vorhanden Maßen und alten Bildern nachfertigen lassen. Damit brauch man natürlich nicht zum normalen Glaser/Fensterbauer hin gehen. Aber als guter Tipp, einen Glasbläser, der Gläser für den Chemiebedarf herstellt, ist hier der richtige Ansprechpartner! Diesen habe ich auch hier in Berlin gefunden, und ihm mein Problem geschildert. Er hat sich dem angenommen, und mir einige Wochen später, am 23.12.15, diese erstklassige Ware beschehrt, ...

 

...sodas die Lampe noch am selben Tag wieder in Betrieb gehen konnte!

PS: Die Emaille, die hier so fleckig aussieht, ist in Wirklichkeit fast Makellos. Das kommt nur auf den Bildern so rüber.

Letztendlich bleiben nurnoch drei Sachen zu erledigen. Der Tank muss lackiert werden, das fehlende halbe Scharnier am Schirm muss ich wieder finden und montieren. (Ich gebs zu, ich habs verschlampt.) und es muss im Garten ein Mast aufgestellt werden, wo die alte Dame in der einen oder anderen lauen Sommernacht zeigen kann, was sie noch drauf hat. Den Rest ihres Daseins wird sie im wohlig geheiztem Wohnzimmer fristen.

Ein Video von der ersten Inbetriebnahme gibt es hier...

Video, 50 MB MP4

(Ziel speichern unter...)